UBIRCH Unsere erste DMEA – eine Bilanz

Unsere erste DMEA – eine Bilanz

Mit Spannung haben wir uns Ende April in Richtung Berlin aufgemacht – für unsere erste DMEA. Die Erwartungen waren groß: Nach drei Jahren Pause fand die Messe endlich wieder in Präsenz statt. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Wir haben als Unternehmen Fuß auf dem eHealth-Markt gefasst und sind mit spannenden Lösungen, frischen Ideen und viel Enthusiasmus zur Messe gefahren. Einige unserer Erwartungen wurden erfüllt, andere nicht. Aber lesen Sie selbst – hier sind unsere Eindrücke:

Fachpublikum erreicht

Was die Besucheranzahl anging, so drängten sich nicht unbedingt die Besucher in den Messehallen. Im Gespräch mit anderen Besuchern erfuhr ich, dass es auch schon einmal voller war, und ich frage mich: Sind das noch die Nachwehen von Corona? Andererseits ist eine übersichtliche Besucherzahlen bei einer Fachmesse nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, denn das kann auch bedeuten, dass man ein sehr spezielles Fachpublikum erreicht. Und das ist doch unser Ziel.

Jetzt bloß nicht nachlassen

Eine andere Art der Ruhe empfand ich allerdings ein wenig beunruhigend: In Anbetracht dessen, dass dies erste DMEA nach einer Pandemie war, während deren Verlauf die vielen Dysfunktionalitäten des Gesundheitswesens so klar aufgezeigt wurden, fehlte mir – bis auf ein paar Ausnahmen – der notwendige „Sense of Urgency”. Stattdessen war oft eine Stimmung von „zurück zu alten Gewohnheiten“ zu spüren. Das hat mich überrascht. Die Pandemie hat gezeigt, dass in der Digitalisierung des Gesundheitswesens die Lösung für viele Probleme liegt. Wir müssen davon wegkommen, dass Laborergebnisse per Fax kommuniziert werden! Sicher, wir haben deutliche Sprünge gemacht, etwa bei Digitalisierung der Labore. Meine Sorge ist jedoch, dass diese Fortschritte wie eine Art „Sonderdigitalisierung“ wieder beiseitegeschoben werden und wir das Erreichte aufs Spiel setzen. Darum lautet meine Forderung: Jetzt bloß nicht nachlassen!

Mehr praktische Anwendungen tun Not

Die letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig digitale Lösungen sind, die Patienten einen direkten praktischen Nutzen bringen. Doch bisher sind noch zu wenig dieser Anwendungen auf den Weg gebracht worden. Ich würde mir wünschen, dass die Elektronische Patientenakte (ePA) mit nützlichen Funktionen versehen wird. Eine Idee wäre beispielsweise, dafür zu sorgen, dass darin Laborergebnisse ablegt werden können. Solche Anwendungen könnten dafür sorgen, dass die ePA aus ihrer Stagnation herauskommt und auch in der Bevölkerung auf breiteres Interesse stößt.

Das Gesundheitswesen muss flexibler werden

Lassen Sie es mich einmal überspitzt formulieren: Auf der Messe konnte man reden, mit wem man wollte – jeder würde gerne digital kommunizieren, aber das Gesundheitswesen kennt immer noch nur Fax und CD-ROM. Ich sprach mit einem Besucher an unserem Stand darüber, wie wir heute immer noch unsere Röntgenbilder erhalten, nämlich in der Regel auf einer CD-ROM. Dabei können die meisten Laptops diese Datenträger gar nicht auslesen, weil sie kein Laufwerk mehr haben. Als ich neulich eine Knie-OP hatte, habe ich dieses Problem umgangen und mir von meinem Arzt die Röntgenbilder einfach per WhatsApp schicken lassen. Langfristig kann das doch aber nicht die Lösung sein! Das Beispiel zeigt jedoch, woran es hapert. Die Pandemie hat bewiesen, dass es auch anders geht und dass wir, wenn wir nur wollen, schnelle Fortschritte erzielen können. Nehmen wir diesen Schub mit und fallen wir nicht zurück in eine Zeit, in der Laborergebnisse mit der Post verschickt werden!

KHZG – das zweischneidige Schwert

Überall war es zu sehen: Das Krankenhauszukunftsgesetz und die Möglichkeiten, die es für die Digitalisierung bietet. Ein zentrales Thema vieler Gespräche war die Überlegung, wie man Mittel abrufen kann. Einerseits kann ich das gut verstehen. Es ist auch schön, dass der Gesetzgeber solch ein Gesetz auflegt, konkrete Anwendungsmöglichkeiten formuliert und Geld zur Verfügung stellt, um wichtige digitale Projekte umzusetzen. Das zeigt ja auch eine Wertschätzung für die Digitalisierung.  Andererseits bleibt ein bitterer Beigeschmack, denn es ist ein bisschen so, als wäre die Gesundheitsbranche ein unwilliger Schüler, der sich weigert, ohne Incentives zu lernen. Ich frage mich: Was ist die Folge? Muss sich Gesundheitsminister Lauterbach nun als Nächstes ein Praxiszukunftsgesetz ausdenken, damit auch hier die Digitalisierung weiter vorankommt? Mir drängt sich das Gefühl auf, dass Digitalisierung auch eleganter und mehr aus Eigeninteresse funktionieren könnte. Ich würde mir wünschen, dass die Branche hier stolzer agiert und stärker aus eigenem Antrieb heraus handelt.

Die Jungen zeigen den notwendigen Enthusiasmus

Trotz mancher Ernüchterung gab es auch Positives: Ein Panel, bei dem junge Vertreter des Gesundheitsausschusses im Bundestag vertreten waren, verbreitetet die so dringend nötige Aufbruchstimmung. Diese neu gewählten jungen Parlamentarier traten ambitioniert auf und formulierten deutliche Forderungen nach mehr Tempo bei der Digitalisierung sowie mehr pragmatischen Lösungen, die bei den Menschen auch ankommen. Außerdem sprachen sie von Plänen der Regierung, bei der ePA von Opt-In auf Opt-Out umzustellen. Kommt diese Änderung, tun sich viele neue Nutzenanwendungen in der ePA auf. Ich sage: Mehr davon!

Der Gesundheitsminister zeigt Engagement

Bundesgesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach hat für den Sommer eine neue Digitalisierungsstrategie angekündigt. In der Kombination aus einem jung besetzen Gesundheitsausschuss und einem Gesundheitsminister, der vom Fach ist und den Willen zeigt, sich der Sache anzunehmen, sehe ich ein positives Zeichen. Es lässt mich hoffen, dass wir doch noch schneller in die Umsetzung kommen.

Die etwas anderen DMEA-Learnings:

  1. Unsere kölschen Snacks waren der Renner
    Als Kölner Unternehmen sind wir unserer Verantwortung gerecht geworden und haben am Stand Kölsch und kölsche Snacks serviert. Nach kürzester Zeit war alles weg. Unser Fazit: Köln funktioniert auch in Berlin.
  2. Süße Leckereien statt Obstkorb
    Obwohl es sich bei der DMEA um eine Gesundheitsmesse handelt, haben in Sachen Snacks klar die ungesunden gegenüber den gesunden die Nase vorn. Unser Fazit: Popcorn und Waffeln kann nun mal niemand widerstehen.
  3. Kaffeemaschine anschaffen
    Eine der ersten Amtshandlungen als Messebesucher ist eigentlich immer die Suche nach dem Stand, wo es den besten Kaffee gibt – das ist uns auf der DMEA nicht gelungen. Unser Fazit: Für nächstes Jahr brauchen wir eine gute Kaffeemaschine.

CEO Stephan Noller